Motivation

Wege entstehen beim Gehen, doch manchmal sind sie schon vorgezeichnet


Rückblende: Im Kindergartenalter zeichnete ich Darstellungen der Passionsspiele 1970 aus dem Gedächtnis, mein Vater nahm mich öfters zu den Proben und Aufführungen mit, er war damals zweiter Spielleiter.

Die Ferien meiner Kindheit verbrachte ich oft in der Werkstatt zu Hause mit Zeichnen und Schnitzversuchen. War eine Baustelle in der Nähe, war ich davon nicht mehr loszureißen. Wenn das Wetter schön war, vernagelte ich den Garten mit Häusern und Baumhäusern. Ich schleppte Materialreste in den Garten und mischte zum Asphaltieren schwarzen Sand mit heißem Wasser – war nicht befriedigend, das Ergebnis war mäßig. Meine Berufswünsche beim Eintritt in die Grundschule waren Maurerpolier, Holzbildhauer, Holzer (Forstarbeiter) und Dirigent.

Bereits als Kind zeichnete ich Burgen und baute diese in den Sand, mit 16 wurden diese immer realistischer. Ich zeichnete Schloss Neuschwanstein mit Bleistift von einem alten Buchdruck um 1890 ab, durch abmessen mit Geodreieck und Lineal und Umrechnen auf einen größeren Maßstab. Es folgte mit 17, noch am Gymnasium, mein erstes gedrucktes Plakat: eine Burg, bizarr auf dem Fels sitzend, über zerklüfteten Abgründen.
Wer hat den Mut, das mit mir zu verwirklichen?

Manchmal hin- und hergerissen zwischen verschiedenen Begabungen habe ich entdeckt, dass sich das, was ich kann, wunderbar kombinieren lässt. So summiert sich diese Vorgeschichte in einer Ausbildung zum Holzbildhauer, einem Abschluss der Akademie für Gestaltung und Restaurierung im Handwerk, einem abgeschlossenen Architekturstudium, einem Auftrag auf Schloss Neuschwanstein und einer weiteren Burg sowie einem „Studium generale“ durch die Stationen des Lebensweges und der weiteren Entwicklung. Der Dirigent kommt auf den Baustellen zu tragen: Verschiedene Gewerke sollen eine Komposition gelungen umsetzen.

Jedes Detail ist wichtig. Nichts ist beliebig. Ich bin der Architekt. Ich bin der Handwerker, der in der Lage ist, eigenhändig auch den letzten Winkel mit zu gestalten.

Ich interpretiere Altes neu.

Bei diesem „Hergottswinkel“ ist das Kruzefix in die Wand integriert und wird hinterleuchtet. Das Kreuz hebt sich ab, beginnt zu schweben.

Die Lichtführung bestimmt maßgeblich die Wahrnehmung.

Der Jesus wurde von mir 1986 gefertigt und erinnert mich jeden Tag an meine Erlösung. Ein anderer mag sich fragen: wer hängt sich schon eine Leiche über den Essenstisch?

Wahrnehmung ist immer subjektiv.